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RHD

  Kaninchen impfen nicht vergessen  

Die RHD (Rabbit Haemorrhagic Disease), bei uns im deutschsprachigen Raum auch bekannt unter Chinaseuche, finden sie evtl. auch unter den Abkürzungen VHD - Viral Haemorrhagic Disease, RVHD - Rabbit Viral Haemorrhagic Disease, HVK - Hämorrhagische Virusseptikämie der Kaninchen, aber auch unter den Namen hämorrhagische Krankheit der Kaninchen, Blutungskrankheit oder auch HSK - hämorrhagische Septikämie der Kaninchen und Clacivirus-Infektion. Alle Kürzel und Begriffe bezeichnen die gleiche hochvirulente Erkrankung, welche erst sei gut 25 Jahren bekannt ist.

Geschichte der RHD

  • 1984 trat die Erkrankung erstmals in China auf, Lui und seine wissenschaftlichen Mitarbeiter brachten sie in Zusammenhang mit Angorakaninchen aus Deutschland, kurz darauf beobachtete man die RHD auch in Korea.
  • 1986 in Italien und Südeuropa
  • 1987 Russland und der ehemaligen CSSR
  • 1988 in Deutschland und weiten Teilen Europas - am 24.09.1988 gab es den ersten Fall in der DDR
  • 1992 in England

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Das RHD-Virus

Bei dem RHD Virus handelt es sich um das Calcivirus. Ursprünglich hatte man das RHD Virus zunächst als Picornavirus bezeichnet, daher taucht in der älteren Literatur evtl. auch noch der Name Picornavirus-Infektion auf, ab Herbst 1988 erfolgte jedoch die Zuordnung zu den Caliciviren. Haus- und Wildkaninchen, als auch Hasen zeigen sich gegenüber dem RHD Virus empfänglich, andere Tiere, als auch der Mensch besitzen eine natürliche Immunität.

Das RHD-Virus (Calcivirus) ist recht langlebig, 6-7 Monate, ändert häufig sein Erscheinungsbild und ist selbst gegen extreme Witterungsbedingungen immun. Das Calcivirus ist jedoch gegenüber best. Desinfektionsmassnahmen mit Mitteln auf Formaldehydbasis, Natronlauge oder Peressigsäure resistent (überlegen).

Das Erkrankungshoch liegt in den Monaten Mai bis Oktober, allerdings gibt es auch vereinzelte Fälle in den Wintermonaten. Zu Beginn eines Seuchenzuges werden bevorzugt Kaninchen im Alter von drei Monaten ergriffen, die Nachzucht immunisierter Häsinnen kann bis zu 10 Wochen durch maternale Antikörper (über die Muttermilch verabreicht) geschützt sein, daher ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt für die Grundimmunisierung nicht zu verpassen. Die Morbiditätsrate (Ausbreitung) ist als schnell zu bezeichnen, die Mortalität (Sterblichkeit) beträgt 80 bis 100%.

!Die RHD ist seit April 1995 nicht mehr anzeigepflichtig und seit einigen Jahren auch nicht mehr meldepflichtig!

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Übertragung der RHD

  • durch blutsaugende Insekten, Stechmücken, Stechfliegen, Kaninchenflöhe, Milben, Zecken und Läuse
  • aerogene Übertragung - Tröpfcheninfektion über die Luft
  • Kontaktinfektionen durch verseuchtes (kontaminiertes) Grünfutter/Futter.
    Sammeln Sie kein Grünfutter aus Gebieten in welchen sich Wildkaninchen aufhalten, zäunen Sie Ihre Nutzgärten und Gehege kaninchensicher ein, lagern sie ihr Futter sicher vor Kaninchen und Schadnager ein
  • durch Fliegen - sie können den RHD-Virus übertragen nachdem sie sich auf einem an RHD erkrankten oder bereits verstorbenen Kaninchen aufgehalten haben, bzw. an deren Ausscheidungen
  • durch Kontakt vom kranken zum gesunden Tier -
    vom Wildkaninchen zum Haus- bzw. Stallkaninchen in einer Aussenstallanlage oder am Freigehe
    Übertragungsmöglichkeit auch während einer Ausstellung, oder auch beim gemeinschaftlichen Auslauf zweier oder mehrer fremder Kaninchen
  • durch den Menschen beim und nach dem Umgang mit erkrankten Tieren,
    ebenso durch Arbeitsgeräte, Stallzubehör, und Stallkleidung wie bspw. Arbeitskittel.
    Der RHD-Virus ist langlebig - bis zu 7 Monaten

[Lesen Sie bitte dazu auch Impfungen und Prophylaxe]

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Krankheitsanzeichen und -verlauf

Die Inkubationszeit (Ansteckungszeitraum) beträgt 24 bis 72 Stunden (1 bis 3 Tage).
Die Krankheitsanzeichen zeigen sich wenig charakteristisch; eine beschleunigte oder erschwerte Atmung, Fressunlust (Inappetenz), Apathie (Teilnahmslosigkeit), allg. Störungen des Wohlbefindens, es können aber auch gar keine Anzeichen vorkommen.

Es werden drei versch. Verlaufsformen beobachtet:

perakuter Verlauf:
Das Tier bricht plötzlich, ohne vorheriges Krankheitsbild zusammen und erstickt unter Atemnotkrämpfen (die Tiere biegen den Kopf weit nach hinten - ein verzweifelter Reflex besser Luft zu bekommen) mit Blutaustritt aus den Nasenlöchern. Auch kann es zu Aufschreien des Kaninchens kommen.
akuter Verlauf:
etwa nach 2 bis 4 Tagen nach erfolgter Ansteckung kommt es zu leichter Benommenheit, Unruhe, Atemnot bzw. schwere Atmung (Dyspnoe), Fieber, Inappetenz, blutiger Durchfall kann auftreten. Die Tiere verenden unter Erstickungskrämpfen mit Blutaustritt.
milder Verlauf:
Das Tier leidet unter allgemeinem Unwohlsein, erholt sich aber nach einigen Tagen. Da Störungen des Allgemeinbefindens auf viele verschiedene Erkrankungen zutreffen, wird die RHD selten erkannt.

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Behandlung der RHD

Die RHD ist nicht behandelbar, jedoch können Antibiotika und weitere moderne Präparate bei einem schwachen Verlauf unterstützend verabreicht werden, damit eine Sekundärinfektion mit weiteren Erkrankungen verhindert wird. Ein Kaninchen, welches die RHD überlebt, besitzt keine lebenslange Immunität und bleibt weiterhin Überträger des Virus. Impfen Sie Ihr Tier bitte weiterhin jährlich.

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Schutzimpfung

In Deutschland und Österreich ist eine Impfung gegen RHD erlaubt und es existieren zugelassene Impfstoffe. Österreich gilt jedoch zur Zeit als RHD frei (Stand Februar 2002), daher hat kein Tierarzt den Impfstoff vorrätig. Vertrauen Sie bez. der Impfempfehlung Ihrem Tierarzt.
Auch in Deutschland kann es vorkommen, dass ein TA den Impfstoff gerade nicht zu Hand hat, er ist jedoch problemlos bei den Herstellern zu beziehen. Erkundigen Sie sich vorab bei Ihrem Tierarzt, ob der gewünschte Impfstoff vorrätig ist.

Geeimpft werden sollten alle Hauskaninchen, egal ob von Privathaltern oder Züchter, ob draussen (Aussenstallanlage) oder innen im Haus lebend.
Impfwürdig sind nur 100%ig gesunde Tiere, auch bei trächtigen Häsinnen ist die Impfung komplikationslos möglich.
Bei Kaninchen, die latent infiziert sind oder bei welchen alleine nur der Verdacht besteht, lohnt es sich durchaus eine Not-Bestandimpfung durchzuführen. Die Impfung erreicht keine 100%ige Immunisierung, mit ihr sollten weitere Vorsichts- und Hygienemassnahmen einhergehen.

Die Impfung erfolgt subkutan mit einem sog. Todimpfstoff, der inaktivierte Viren enthält und gilt als allgemein gut verträglich.

!Für Züchter!
Für Rassekaninchenzüchter in Deutschland gilt, die RHD Impfungspflicht für Ausstellungstiere vorgegeben durch den ZDK. Impfen Sie bitte alle Ihre Tiere, nicht nur die Ausstellungstiere, um auch hier eine immunologische Lücke zu vermeiden! Tragen Sie Verantwortung für Ihre Tiere und auch für die Kaninchen Ihrer Zuchtfreunde.

Lassen Sie sich keinesfalls beirren, wenn die RHD für ein paar Jahre nur sporadisch auftritt. Sie ist dafür bekannt, vier bzw. fünf Jahre abzuflachen, um dann hochvirulent, man könnte das fast als gestärkt bezeichnen, wieder aufzutreten und einen regelrechten Seuchenzug zu starten.

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Zeitraum

Geimpft werden sollte rechtzeitig vor Beginn der warmen Jahreszeit und kann in Kombination mit Myxomatose oder Kaninchenschnupfen erfolgen, allerdings ortsgetrennt, d. h. an verschiedenen Injektionsstellen.

In Gebieten mit hohem Infektionsdruck empfiehlt sich eine Impfung im Alter von 4-6 Wochen, unabhängig vom Gehalt der Muttermilch an Antigenen, die Wiederholungsimpfung erfolgt nach 3-4 Wochen. In Gebieten ohne entsprechenden Infektionsdruck empfiehlt sich eine einmalige Impfung im Alter von 8-12 Wochen. Danach sollte eine alljährliche Impfung erfolgen, die Immunisierung hält 9-12 Monate vor.

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Abschluss

Abschliessend soll ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass auch der beste Impfstoff nur ein Baustein im Komplex der Vorbeugemassnahmen (lesen Sie bitte dazu auch Impfungen und Prophylaxe) zur Vermeidung von Infektionskrankheiten sein kann. Für Sie und Ihr(e) Langohr(en) eine krankheitsfreie Zeit und ein schönes Leben.

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Weitere Informationen

RHD - Schutzimpfung als vorbeugende Maßnahme, Impfstoffwerk Dessau-Tornau GmbH

© A.-H.-F. 06-2001
updated 03-2002

QUELLENNACHWEIS:

Broschüre:

  • RHD Schutzimpfung - IDT-Info für Züchter und Halter von Kaninchen
    vom IDT Impfstoffwerk Dessau-Tornau GmbH in Roßlau

Artikel:

  • RTAM; Riemser Tierarzneimittel GmvH, Riemserort
    "RHD - Immunprophylaxe mit dem Riemser Absorbatimpfstoff RIKA-VACC"
    von B. Lange
    aus 8. Arbeitstagung über Haltund und Krenkheiten der Kaninchen, Pelztiere und Heimtiere der Fachgruppe Kleintierkrankheiten
    der DVG (Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft e. V.), 20 - 21. Okt. 1993 in Celle,
    Die Dt. Bilbliothek - CIP Einheitsaufnahme

Bücher:

  • Kaninchenkrankheiten von Winkelmann/Lammers,
    1996, Verlag Eugen Ulmer, Stutttgart
  • Krankheiten der Kaninchen und Hasen von Kötsche/Gottschalk,
    4. Auflage, 1990, Gustav Fischer Verlag, Jena
  • Kaninchenkrankheiten von Dr. med. vet. Siegfried Matthes,
    3. Auflage, 1995, Oertel & Spörer, Reutlingen

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