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Impfung und Prophylaxe

Prophylaxe (Vorbeugung)

Zu allererst sei erwähnt keine Impfung ob bei Tier oder Mensch bietet eine 100% Sicherheit. Die Vakzination (Impfung) ist EINES, aber sicherlich auch das WICHTIGSTE Mittel zur Prophylaxe (Vorbeugung) gegen die bekannten Virusinfektionen Myxomatose und RHD (Chinaseuche), nebenher gilt es aber auch weitere Vorsichtsmassnahmen zu treffen:

Zusätzliche Prophylaxe:

  • Decken sie Käfigtüren, Stalleingänge und Fenster mit "Fliegengaze" oder anderen feinmaschigen Webstoffen ab.
  • Benutzen Sie klebende Fliegenfänger.
  • Halten sie Ihre Stallungen bzw. Käfige peinlichst sauber, um keine Insekten durch bspw. verkotete Ecken und verdreckte Stallgänge anzuziehen.
  • Behälter, die zur Wasserversorgung dienen sind zu verschliessen, damit keine Mücken angezogen werden.
  • Tiere, welche zugekauft wurden, sich auf Ausstellungen befanden, die ausgeliehen oder zu einem Deckakt andererorts gebracht wurden, die sich in Pflege in einer anderen Unterkunft bzw. Urlaubsquartier befanden, gehören selbstverstänlich in Quarantäne. Die allgemeine Empfehlung dafür lautet auf 28 Tage.
  • Schränken Sie den Besucherverkehr in Ihren Stallungen auf ein Minimum ein, Mäntel, Jacken, Schuhe habe nichts im Kaninchenzimmer zu suchen.
  • sachgemässe Lagerung von Futter und kontrollierter Futterbezug (keine "Mitbringsel" von Wald und Wiese verfüttern ohne vorab gründlich zu waschen),
    Seuchengebiete sind zum Futtersammeln vollständig zu vermeiden.
  • regelmässiger Gesundheitscheck beim Kaninchen
    (Augen, Ohren, Genitalbereich, Analbereich, usw.)
  • Wählen Sie den Standort ihrer Zuchtanlage kaninchengerecht!
    Nicht in der Nähe von Gewässern und Seen, oder Gebieten, die dazu neigen grössere Wasserlachen zu bilden. Eine Mückenplage wäre vorprogrammiert.
  • Bei einem Seuchenausbruch wird immer wieder festgestellt, dass Kaninchen in den unteren Buchten zuerst befallen werden, dies liegt an den, sich am Boden aufhaltenden Insekten.
    Die untersten Buchten sind im Sommer zu räumen! Bei einer Aussenanlage beachten sie einen Bodenabstand von ca. 60 cm, dieser dient nicht nur zur Wärmedämmung (im Winter), sondern verhindert auch den Kontakt zwischen Wild- und unseren Hauskaninchen.
  • Aussengehege sind so zu sichern, dass es ebenfalls zu keinerlei Kontakt zwischen Wild- und Hauskaninchen kommt.

Viren sind die kleinsten, uns bekannten Krankheitserreger, sie benötigen lebende Zellen zu ihrer Vermehrung, ausserhalb eines lebenden Organismus sind sie inaktiv, behalten jedoch ihre Lebens- als auch Vermehrungsfähigkeit über einen längeren Zeitraum. Eine antibiotische Behandlung einer Viruserkrankung ist NICHT möglich, jedoch können Antibiotika und weitere moderne Präparate bei einem schwachen Verlauf unterstützend verabreicht werden, damit eine Sekundärinfektion mit weiteren Erkrankungen verhindert wird.
Denn bei einem nicht akuten Verlauf besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Tiere genesen.

Auch Kaninchen, die diese Viruskrankheiten überleben, sind nicht immun dagegen, bzw. bilden keine lebenslangen Resistenzen. Sie besitzen zwar nach überlebter Erkrankung einen erhöhten Immunspiegel, aber sie bleiben weiterhin Ausscheider bzw. Überträger des Virus. Solche Tiere dürfen nicht zur Zucht eingesetzt werden, da die Gefahr besteht, dass die Jungtiere erkranken. Ebenso ist das Zusammenleben mit einem Partnerkaninchen fraglich. Auch unterliegen diese Kaninchen weiterhin dem angegebenen Impfmodus.

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Voraussetzungen für die Impfung

Geimpft werden sollten nur absolut gesunde Tiere, RHD und Myxomatose können als Kombinationsimpfung verabreicht, jedoch nicht an gleicher Stelle injiziert werden. Bedenken Sie, dass diese Impfung kein leichtes für ein krankes Kaninchen ist und es kann zu einer ganz gravierenden Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Langohrs kommen, als auch ungenügend Antigene (Abwehrstoffe) ausgebildet werden.
Bei geschwächten, älteren oder chronisch kranken Tieren sollte die Notwendigkeit einer Impfung mit dem Tierarzt besprochen und abgewägt werden.

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Immunisierung

Es gibt versch. Vakzine (Impfstoffe), welche zu einer Impfung eingesetzt werden können, aber kein verwendeter Impfstoff erreicht eine Immunität (Unempfindlichkeit gegenüber Erregern von Infektionskrankheiten) von 100%. Sinn und Zweck einer Impfung ist es, einen erhöhten Immunspiegel zu erreichen, um eine Infektion zu verhindern. Man unterscheidet aktive und passive Immunisierung.

Aktive Immunisierung: Nachahmung einer natürlichen Infektion (Erkrankung)
Entscheidend ist, dass das geimpfte Tier selbst ausreichende Abwehrstoffe ausbildet um sie einer tatsächlichen Infektion entgegenzusetzen. Durch das Vakzin werden dem Kaninchen, speziell gezüchtete, lebende, aber attenuierte (geschwächte und nicht krankmachende) Erreger verabreicht, so dass diese sich im geimpften Tier vermehren und daraus resultierend Abwehrstoffe bilden können und ein umfassender bspw. Myxomatoseschutz aufgebaut wird. Bei der RHD werden abgetötete Erreger verabreicht, die ebenfalls das Kaninchen zur immunogenen Wirkung (Bildung von Abwehrstoffen) stimmulieren.

Passive Immunisierung:
Abwehrstoffe gegen den Erreger werden dem Kaninchen verabreicht, allerdings ist der erzielte Impfschutz sehr kurzfristig, ca. drei bis vier Wochen.

Eine Sonderstellung nehmen geimpfte, säugende Häsinnen in diesem Bereich ein. Sie geben Antikörper durch die Muttermilch an ihre Kaninchenwelpen weiter, bis diese selbst aktiv immunisiert werden können. Die Möglichkeit besteht ab dem 28. Tag, jedoch spätestens nach dem Absetzen, da die Tiere dann nicht mehr gesäugt werden und ergo einen massiven Rückgang der Antikörper verzeichnen.

Unter Grundimmunisierung (erstmaliger Aufbau eines Impfschutzes)
versteht man, dass ein Kaninchen bei der ersten Impfung überhaupt in seinem Leben gegen bspw. Myxomatose, zweimal die gleiche Impfung in einem kurzen Zeitraum erhält. Verantwortungsvolle Kaninchenzüchter lassen bereits ihre Jungtiere impfen, (auch im juvenilen Alter wird die Impfung nach ein paar Wochen wiederholt) da entfällt dann die Grundimmunisierung im erwachsenen Alter, die Tiere unterliegen danach dem üblichen Impfmodus.
Bei adulten (erwachsenen) Tieren, die zuvor noch nie zur Immunisierung angeregt wurden, impft man zweimal im Abstand von vier bis sechs Wochen, dies führt zu einem Ansteigen des Antikörperspiegels, aber auch nicht zu einer grundsätzlichen 100 %igen Immunität. Ebenso muss der üblich empfohlene Impfzyklus im weiteren Lebensverlauf eingehalten werden.

!Lassen Sie Ihre Kaninchen immer durchimpfen, unterbrechen Sie die Immunisierung nicht!

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Vakzine

Man unterscheidet zwei verschiede Arten von Impfstoffen (Vakzinen).

Zum einen Lebendimpfstoffe, die attenuierte (abgeschwächte) Viren enthalten (gegen Myxomatose). Für die behördliche Genehmigung ist es notwendig, dass dieser Impfstoff in 10facher Dosierung einem Tier verabreicht werden kann, ohne dass es zu Nebenwirkungen kommt.

Zum anderen den Todimpstoff, der inaktive Viren enthält. Bei diesem Impfstoff ist lediglich eine Verträglichkeit der doppelten Impfdosis erforderlich, um die Vakzine genehmigen zu lassen.

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Ansteckung für den Menschen

Die Tatsache, dass Menschen weder an RHD noch an Myxomatose erkranken können, liegt darin begründet, dass wir eine angeborene/natürliche Immunität gegenüber diesen Viren besitzen. Eine durch Impfungen erzeugte Immunität bezeichent man hingegen als künstliche Immunität.

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Melde- und Anzeigepflicht

Das Tierseuchengesetz (TierSG) "regelt die Bekämpfung von Seuchen, (Das Kriterium der Seuche ist erfüllt, wenn eine übertragbare Krankheit unter bestimmten Bedingungen in einem engeren örtlichen Bereich mehrfach oder gleichzeitig auftritt.) die bei Haustieren oder Süsswasserfischen auftreten oder bei anderen Tieren auftreten und auf Haustiere oder Süsswasserfische übertragen werden können" (§1TierSG)

Das Tierseuchengestz unterscheidet zwischen:

Anzeigepflicht:
Für bestimmte Tierseuchen, die eine volkswirtschaftliche Bedeutung haben oder die menschliche Gesundheit gefährden oder gemeingefährlich sind, d. h. bei denen der Tierbesitzer keine oder nur geringe Möglichkeit hat, seinen Bestand zu schützen(§ 9 TierSG)
Der Besitzer, der Sorgetragende, der Verantwortliche oder sein Stellvertreter muss bereits den blossen Verdacht auf eine Seuche unverzüglich der zuständigen Behörde oder dem Amtstierarzt melden.Bei anzeigepflichtigen Erkrankungen werden staatliche Massnahmen angeordnet.

Meldepflicht:
Lediglich Tierärzte und öffentliche wie private Untersuchungsstellen sind zur Meldung verpflichtet (§ 1 Melde-VO). Bei diesen Erkrankungen wird nicht mehr von stattlicher Seite bekämpt, aber ein ständiger Überblick wird dadurch gewährleistet.

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Dank an Edward Jenner

Schutzimpfungen gelten weltweit als das wichtigste Mittel zur Bewahrung der Gesundheit von Mensch, als auch Tier und nimmt in der Medizin einen besonderen Stellenwert ein.

"Das gebräuchliche Wort Vakzine für Impfstoffe resultiert aus der weltweiten Eliminierung der Menschenpocken. Der engl. Arzt Edward Jenner (1749 bis 1823) entdeckte die schützende Wirkung einer geringfügigen Kuhpockenimpfung beim Menschen und führte am 14. Mai 1796 die erste Pockenschutzimpfung durch. Dass bei dieser erstmals nach wissenschaftlichen Grundsätzen durchgeführte Schutzimpfung von Menschen Rinder eine entscheidende Rolle gespielt haben, spiegelt sich auch in dem gebräuchlichen Wort "Vakzine" wieder. Der Begriff leitet sich aus dem lateinischen Wort "vacca" = Kuh her."
(aus: Immunisierung der Kaninchen von Rainer Holubek in Der Deutsche Kleintizüchter, Schwerpunkt Kaninchen, Ausg. Nr. 5-1999)

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Nachdenkliches

Ich weiss, dass ich allen Lesern einiges abverlangt habe und ich hoffe, ich nehme ihnen nicht die Freude, die nachfolgenden Zusammenfassungen zu den Themen RHD und Myxomatose zu lesen. Aber all diese allgemeinen Informationen erachte ich für wichtig und denke, dass sie für sich davon einiges verinnerlichen konnten. Wenn nur einer unter Ihnen ist, der sagt, dass ihm die aufgeführten Informationen weiterhelfen konnten, dann bin ich zufrieden und die Ausarbeitung hat sich gelohnt.

Ich möchte aber an dieser Stelle auch mal ein wenig inne halten um leise "Danke schön" an die Kaninchen zu richten, die der RHD und der Myxomatose zum Opfer fielen, die seziert, untersucht, etc. wurden, um uns heutigen Kaninchenliebhabern zu ermöglichen, dass wir in der Lage sind, unsere Tiere zu schützen. Das gilt für die vielen verendeten Wild- und Hauskaninchen ebenso, wie für die Laborkaninchen.
Auch bin ich der Meinung, dass wir den Tieren, die für medizinische Zwecke Ihr Leben lassen mussten, um unseres, dass der Menschen zu verlängern, Respekt und Annerkennung zollen sollten.

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Weitere Informationen

Vorbeugende Impfungen von Kaninchen - Impfstoffwerk Dessau-Tornau GmbH

© A. H.-F. 06-2001
updated 11-2002

Quellennachweis:

  • Mein uneingeschränkter Dank gilt Frau Dr. med. vet. Barbara Dyckoff! Sie behandelt nicht nur meine Tiere mit all Ihrem Wissen, Verstand und Herz, sondern beantwortet ebenso stets meine Fragen, auch für einen Laien wie mich, verständlich. Trotz eines aufwendigen Berufslebens mit verbunden Zeitmangel für alles andere, war Sie so freundlich, den Artikel gegen zu lesen und an entsprechenden Stellen zu korrigieren.
  • Ein ganz besonderes Dankeschön an die Tierärzte Dr. Rainer Holubek und Dr. Lutz Lauterbach vom IDT Impfstoffwerk Dessau-Tornau GmbH, die mit wahrer Engelsgeduld meine Fragen am Telefon beantwortet haben.
  • Artikel: Immunisierung beim Kaninchen, Teil 1
    von Rainer Holubek im Deutschen Kleintierzüchter -Kaninchen-, Ausg. Nr. 5/1999,
    Verlag Oertel und Spörer
  • Buch: Krankheiten der Kaninchen und Hasen
    von Wolfgang Kötschke/Cord Gottschalk
    4. Auflage, 1990
    Gustav Fischer Verlag
  • Buch: Handbuch zur Kaninchenfleichgewinnung
    zusammengewtellt und hrsg. von Prof. Dr. Joh. Petersen
    1998 WRSA, Homberg

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